Operation Moonbird ist angelaufen.
Die Humanitäre Piloteninitiative HPI hat dieses Jahr zum ersten Mal wieder Einsätze am Mittelmeer geflogen und war erneut bei der Rettung von mehreren hundert Bootsflüchtlingen beteiligt. Die Situation auf dem Meer zwischen Nordafrika und Europa hat die Ostschweizer Piloten und die anderen Helfer gefordert. Die Suchflüge in Zusammenarbeit mit Sea-Watch laufen noch den ganzen Sommer.
“Erst war es nur ein Punkt am Horizont, dann wurde schnell klar, dass die Situation unter uns zu eskalieren droht: Kilometerweit war kein Rettungsschiff zu sehen und es waren bereits einige der über 100 Menschen über Bord gegangen,” sagt Fabio Zgraggen, Pilot und Gründer der Humanitären Piloteninitiative HPI. Zusammen mit anderen Helfern entdeckte der Ostschweizer am Ostersonntag ein in Seenot geratenes Flüchtlingsboot, das von der libyschen Küste her kam. “Durch spezielle Flugmanöver konnten wir einen libyschen Fischer auf das sinkende Schlauchboot aufmerksam machen. Dieser hat mehrere Menschen aus dem Wasser gezogen. Gemeinsam mit den von uns über Funk alarmierten Schnellbooten der privaten Rettungsorganisationen Jugend rettet und MOAS konnte Schlimmstes verhindert werden,” so Zgraggen. Sieben Flüchtlinge überlebten den Vorfall nicht. Eine Woche zuvor ertranken bei einer ähnlichen Situation 97 Menschen.
Beunruhigende Beobachtungen
Mit Unterstützung der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch realisiert HPI seit dem 13. April wieder Suchflüge über dem Mittelmeer, um in Seenot geratene Flüchtlingsboote der Küstenwache, anderen staatlichen und auch privaten Rettungsorganisationen zu melden. Schon letzten Sommer waren die Ostschweizer Piloten im Einsatz und konnten bei der Rettung von rund 1200 Menschen helfen. „Dieses Jahr werden es ziemlich sicher mehr sein,“ sagt Fabio Zgraggen. „Beunruhigend ist auch die Beobachtung, dass in einigen heiklen Situationen die Hilfe der staatlichen Rettungskräfte fehlte. Wir haben aus der Luft eine sehr gute Übersicht über die Situation – und darüber, welche Schiffe sich wo befinden. Wir konnten während den vergangenen Tagen beobachten, dass die Schiffe der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex nicht im Einsatzgebiet waren,“ so Zgraggen weiter.
Lösung: Sichere Wege für Asylanträge
Die Humanitäre Piloteninitiative HPI wird den ganzen Sommer über dem Mittelmeer Suchflüge organisieren. Damit weiterhin Menschenleben gerettet werden können, ist die Organisation auf Spendengelder angewiesen. „Wir wären froh, wenn unsere Arbeit nicht nötig wäre,“ sagt Zgraggen. „Wir sind uns bewusst, dass das, was wir tun, reine Symptombekämpfung ist. Der einzige Weg, das Sterben im Mittelmeer langfristig zu verhindern, scheint im Moment unter anderem die Schaffung sicherer Einreisewege.“ Die Humanitäre Piloteninitiative HPI unterstützt die Forderungen mehrerer Organisationen (u.a. Frontex, siehe Box) legale und sichere Wege für Flüchtlinge zu schaffen, damit diese einen Asylantrag stellen können. Zum einen können so Menschenleben gerettet, zum anderen Asylanträge systematischer kontrolliert, genehmigt oder auch abgelehnt werden. Und nicht zuletzt wird der illegalen Schleppertätigkeit am Mittelmeer ein Riegel geschoben.
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